Romantik in Marburg 2009

 Kulturhorizonte e. V. Marburg

Bericht über Projekt: "Ruinen treffen auf Sonnenuntergang"

Seminar für Multiplikatoren in Jugendverband 

mit Exkursion "Romantik in Marburg"

( Geschichte, Kunst und Poesie in Deutschland im 18. / 19. Jahrhundert)

gefördert von:

 

16. - 17. Mai 2009 in Marburg

Ort: Musikschule KLASSIKA e.V. in Marburg, Marburger Altstadt

Inhaltliche Ziele

Ziel 1: Qualifizierung von Multiplikatoren der Jugendarbeit für Ideen- und Projektentwicklung

Eines der Hauptprobleme der Ehrenamtlichkeit in Vereinen und im Verband ist die Gewinnung und Heranführung von Jugendlichen an Aufgaben, die über ihren schulischen und beruflichen Zusammenhang herausreichen und damit besondere Anforderungen in Hinblick auf die Motivation stellen.

Durch Fortbildungsprogramme versucht der Verein "Kulturhorizonte e.V." in Kooperation mit dem Verband DJO e. V. die Deutsche Jugend in Europa Landesverband Hessen, den jungen Ehrenamtlichen, in unserem Fall von Jugendlichen mit Migrationhintergrund das notwendige Rüstzeug zu vermitteln, um dadurch ihre Arbeit voranzutreiben. Die Fortbildung ist so konzipiert, dass die TeilnehmerInnen an eigenen Projektideen arbeiten können und dafür konkrete Anregungen erhalten.

Eines dieser Werkzeuge, die den Jugendlichen auf dem Seminar-Workshop vermitteln wurde, ist die Ideen- und Projektentwicklung anhand der ausgewählten Themen. Es ging darum, dass die Jugendlichen lernen, für ausgewählte Themen die Ideen für bestimmte Zielgruppe zu definieren und  Projekte selbst weiter zu entwickeln und durchzuführen, Grundkenntnisse im Projektmanagement zu erwerben und Ansätze von Projektmanagement auf den interkulturellen Bereich zu übertragen.

Ziel 2: Qualifizierung von Multiplikatoren der Jugendarbeit, Wissen über Kultur weiter zu vermitteln.

Die Beschäftigung mit den gesellschaftspolitischen und kulturellen Hintergründen soll Geschichtsbewusstsein wecken. Damit die MigrantInnen einen Aspekt ihrer Heimat neu erleben und ihre Erkenntnisse im Jugendverband weitertragen können, bietet der DJO e.V. der Jugendorganisation von "Kulturhorizonte e.V." die Chance, durch die Gruppenarbeit und unter der Begleitung von erfahrenen Referenten das notwendige Handwerkszeug zu erlernen.

Das Seminar qualifiziert Jugendliche für ein Thema, zu dem sie im Schul-/Berufsalltag wenig Chance haben, es wahrzunehmen: "Romantik zwischen Französischer Revolution und Preußischer Annexion".

Das Thema selbst eignet sich jedoch besonders für Jugendliche mit Migrationshintergrund, weil in dieser Zeit einige der besten Beispiele deutscher Literatur entstanden sind und die Aufbruchsstimmung mit ihren innovativen, phantasievollen Schöpfungen der Jugend näher ist. Aus diesem Grund haben wir Jugendliche in dieser Epoche ausgebildet. Im praktischen Teil ging es darum, dass die Jugendlichen lernen, zu diesem Thema verschiedene Projekte selbst zu entwickeln.

Durch die interdisziplinäre und bilinguale Darbietung (Sozial-/Wirtschafts-, Literatur- und Musikgeschichte auf Deutsch und Russisch) gaben die Referenten den TeilnehmerInnen die Möglichkeit, den Stoff auf unterschiedlichen Sprachniveaus zu begreifen.

Referenten

Bei der Gruppe mit Migrationhintergrund wurde darauf geachtet, dass Referenten gewonnen wurden, welche sowohl die deutsche Sprache wie die Herkunftssprache der Jugendlichen gut beherrschen. Dabei wurde auf das Know-how von Frau Pereverzyeva, Frau Ljubimova und die besonderen Qualifikationen von Frau Rippe als Musikwissenschaftlerin  und die Gäste- und Theatererfahrung von Frau Fach geachtet.

Dr. Ilina Fach, Politologin (MA), Kunsthistorikerin (Diss.), Soziotherapeutin, Coach, Dozentin, Hörfunkredakteurin.

Ljudmila Ljubimova, Künstlerin, Pädagogin und Betreuerin im "Haus der Romantik" Marburg

Nina Rippe, Musikwissenschaftlerin und Theaterpädagogin, Leiterin der Musikschule KLASSIKA e.V. in Marburg

Larysa Pereverzyeva, Diplomphysikerin, Diplom-Psychologin, individuelle Betreuerin für ausländische Jugendliche im Auftrag des Jugendamtes Marburg

Seminarleitung

Dr. Klaudia Tietze, Integrationsreferentin, DJO e. V.- Deutsche Jugend in Europa, Landesverband Hessen

Jürgen Reuther, Integrationsreferent, DJO e. V.- Deutsche Jugend in Europa, Landesverband Hessen

Seminarorganisation

Larysa Pereverzyeva, Kulturhorizinte e. V. Marburg

Ablauf der Maßnahme

Das Seminar qualifiziert junge engagierte Menschen, die ehrenamtlich und dauerhaft im Jugendverband eine Kinder- und Jugendgruppe betreuen und begleiten wollen. Den Teilnehmenden werden die dazu notwendigen Kompetenzen und Fähigkeiten vermittelt.

Im Seminar wurde die Einführung in der Projektentwicklung als zielgruppenorientierte Arbeit  im Jugendverband, unterschiedliche Methoden und Mittel vorgestellt und wichtige Hinweise  für deren Verwendung erarbeitet. Die TeilnehmerInnen erlernen methodisches und inhaltliches Fachwissen, um entwickelte Projektsideen eigenständig umsetzen zu können und so andere Jugendliche für die gesellschaftlichen Tätigkeit zu aktivieren.

Da es sich bei der Gruppe um Jugendliche mit Migrationshintergrund handelte und auch Deutschsprachkenntnisse im Vordergrund des Seminars stand, haben die Referenten, die schon viel Erfahrung gesammelte, wie kann man den Menschen die kulturellen und geschichtlichen Inhalte in verschiedenen Sprachen zu vermitteln, die unterschiedlichen Methoden und Mittel ausgewählt: Stadtbesichtigung, Museumsbesuch, Mitmachtheater, Musik und Kunstmittel, Gruppenarbeit zur Ideenfindung und Diskussion für die Projektentwicklung und Bewertung.

Das Seminar wurde in zwei Modulen durchgeführt. In jedem Modul wurden theoretische Inhalte vermittelt, die anschließend in der Einzel- und Gruppenarbeit in der Praxis geübt wurden:

Am ersten Tag erhielten die Jugendlichen in der Vorstellungsrunde eine Information über den Ablauf des Seminars und Workshops.

Danach fand ein Stadtspaziergang statt, auf dem Ilina Fach eine gesellschaftspolitische Information über die Epoche der Romantik gab, um vor diesem Hintergrund die in Marburg lebenden Romantiker, deren Biographie und Produkte besser verstehen zu können. Dies geschah an Hand der Orte, wo die Romantiker gewohnt haben und am Beispiel der Texte der Romantiker zu Marburg und einigen Gedichten.

Im Museum "Haus der Romantik" erfuhren die Teilnehmer die Geschichte der Romantiker auf Russisch. Im Museum besuchten die TeilnehmerInnen zugleich die dortige Ausstellung über das Jérôme-Regime, so dass die Jugendlichen einen umfassenden Eindruck von dieser Zeit erhalten konnten.

Nach der Teepause begab sich die Gruppe in die Musikschule Klassika. Dort wurden ihr die ersten Grundlagen der Projektentwicklung mitgeteilt, Dokumente ausgeteilt, an Hand derer sie Überlegungen anstellen konnten, wie sie ihre Ideen in Projekte einbringen könnten.

Nach dem Mittagessen wollten die Jugendlichen unbedingt ausprobieren, wie sie ihre Ideen in die Projektschreibung einbringen könnten. In einer Feedback-Runde stellten die Jugendlichen ihre besten Ideen vor. Aus ihren Ideen ergaben sich drei Hauptthemen: 1. Mitmachtheater, 2. Märchen als ABC-Emotionsschule, 3. Musikliterarischer Club für Jugendliche. Außerdem  teilten die TeilnehmerInnen ihre Schwierigkeiten mit der Projektschreibung mit. Anhand dieser Information überlegten die Jugendlichen mit den Referenten, wie sie den nächsten Tag gestalten wollten. Deshalb wurde der Vortrag von Nina Rippe nach Absprache mit der Referentin auf den nächsten Tag verlegt. Und die TeilnehmerInnen lernten an diesem Tag grundlegende Instrumente von Projektmanagement (Referentin Dr. I. Fach).

Eine angeregte Diskussionsrunde unter allen Teilnehmern im Rahmen der Blitzumfragen rundete den Seminartag ab.

Am zweiten Tag wurde eine Runde zur Befindlichkeit der Gruppe eingeläutet.

Danach sprach Larysa Pereverzyeva mit der ganzen Gruppe während eines Spaziergangs auf dem „Grimm-Dich-Pfad" durch die Altstadt über die psychologische Bedeutung von Märchen und mit einer Gruppe speziell darüber, welche Märchen sie selbst entwerfen wollten.

Nach einer Pause sprach Nina Rippe für alle Teilnehmer in ihrer Muttersprache über „Theater und Musik in der Zeit der Romantik". Dabei konnte die Wechselwirkung zwischen west- und osteuropäischer Literatur, Musik und Theater transparent gemacht und Interesse geweckt werden. Eine Gruppe wurde in ein Theaterspiel mit Szenen aus Werken der Romantiker aus Deutschland und Russland eingeführt. Dazu erfuhren die Jugendlichen eine deutsche und russische Präsentation von Gedichten aus dieser Zeit.

Vor dem Mittagessen kam Jürgen Reuther, Integrationsreferent, DJO e. V.- Deutsche Jugend in Europa, Landesverband Hessen, zu Besuch und berichtete während einer Vorstellungsrunde über wichtige Schwerpunkte in der Jugendarbeit.

Nach dem Mittagessen wurde die Gruppenarbeit weiter vorgesetzt. Es wurden Ziele und Zielgruppen analysiert, Arbeitsphasen und Zeitablauf  abgestimmt, Erfolgskriterien besprochen.

Jede Gruppe hatte ein Entwurf ihres Projektes präsentiert.

Um die Projektspräsentationen vorzutragen, wurden für das Mitmachtheater, am Beispiel eines von der Referentin Dr. I. Fach entworfenen Dialoges, die Begriffe des Themas erklärt, der Sprachduktus, die Mimik und Gestik geschult. Diese Fähigkeiten fallen gehemmten Schülern/Studenten besonders schwer, zumal sie sich in einer ihnen fremden Sprache bewegen und noch dazu durch ihr Spiel andere Menschen dazu bewegen sollen, mitzumachen. Dies ist eine Form, die bei Gästeführungen üblicherweise nicht eingesetzt wird. Die Jugendlichen müssen dabei sowohl die Geschichte, den Inhalt gut kennen, ihn optimal betonen und durch Gestik und Mimik unterstützen, da die meiste Information bei Rezipienten über diesen Weg im Gedächtnis hängen bleibt. Die Aufgabe, ihren Körper und ihre Emotionen gezielt einzusetzen, verfolgt auch das Ziel, dass sich die Jugendlichen in anderen Bereichen ihres Alltags emotional, sprachlich, mimisch und gestisch durchsetzen können.

Für ein Märchen-Theater wurde das Märchen diskutiert, sprachlich korrigiert und ein weiterer Termin abgemacht, um mit einem ehrenamtlich arbeitenden Musiker und Techniker die technischen Details für ein Puppentheater für Kleine (4-6 Jährige) abzusprechen.                                                                      

Zur Entwicklung eines musikliterarischen Clubs für die Jugend wurden Themen ausgewählt, die weiter als Schwerpunkte für die zukünftigen Vorträge und Vorstellungen dienen können. Dabei wurden die Grundlagen dazu eingebunden in die von den Jugendlichen formulierten Ideen und Themen.

Am Schluss moderierte Dr. Ilina Fach eine Diskussion, in der die Jugendliche die erarbeiteten Kriterien zur Projektentwicklung, die Frage nach der Wahl der Themen und ihren Bezug auf die Zielgruppe noch mal besprachen und das Zeit- und Aufgaben-Management ihres jeweiligen Projektes mit ihren sonstigen Aufgaben in der Schule/im Beruf koordinieren konnten.

Schlussfolgerungen 

Das Ziel, Jugendleiter im Bereich  Jugendarbeit zu qualifizieren, wurde erreicht.

Während des zweitägigen Seminars wurde den Teilnehmenden Wege zur Auseinandersetzung mit den Themen "Grundlagen von Projektentwicklung und Projektmanagement" vermittelt. Zeitlicher Ablauf und Zielgruppe für die ausgewählten Projekte wurden diskutiert und bestimmt.

Schwerpunkte und Erfolgskriterien wurden besprochen.

Die TeilnehmerInnen lernten verschiedene Methoden spielerisch kennen, wie u.a. Brainstorming, Assoziationsverfahren, Mind Map, Theater- bzw. Musikelemente, die zur Ideen- und Projektentwicklung nützlich sein können.

Sie lernten am theoretischen und praktischen Teil, welche Bedeutung das Zeitmanagement für die Umsetzung von Inhalten hat.

Sie lernten praktisch, wie bedeutsam die Werbung für die öffentliche Wirksamkeit und Mitgliederwerbung darstellt und wie schwierig es im Einzelnen sein kann, Jugendliche zu einem ihnen nicht vertrauten Thema zu motivieren.

In der Feedback-Runde kam heraus, dass das Seminar erfolgreich war und eine Fortsetzung gewünscht wurde in der Art, dass sie mehr deutsche Literatur und Musik hören wollten.

Nachhaltig blieb an diesem Seminar, dass die Jugendlichen die entworfenen Projekte weiter fertigen wollen. Pro jedes Projekt sind die Jugendlichen selbst verantwortlich. Sie dienen als Ansprechpartner unserer Organisation. Alle drei Projekte sind bereits einen Schritt weiter.

Eine Gruppe will die Gästebegleitung durch Mitmachtheater an Jugendliche und Erwachsene bei einer der nächsten Treffen von Mitgliedern des Vereins "Kulturhorizonte" mit Mitgliedern anderer djo-Vereine erproben wollen.

Für das Märchenprojekt wurde ein Märchenstoff Korrektur gelesen, hinsichtlich der Eignung für die Zielgruppe besprochen und für einen Bühnenbau wurden die ersten Entwürfe gemacht. Für weitere Schritte ist eine Projektfertigung bis Ende Juni vereinbart. Da die Puppenbühne auch für andere Märchenstoffe Verwendung finden wird, ist die Nachhaltigkeit dieses Projektes von vornherein angelegt.

Die Gruppe, welche den literarischen Club entworfen hat, besucht dieses Wochenende eine Gruppe in Frankfurt, welche mit der Organisation eines solchen Clubs bereits Erfahrung hat.

verfasst von Dr. Ilina Fach, 1. Vorsitzende vom Kulturhorizonte e. V. und Larysa Pereverzyeva, Gruppenleiterin Kulturhorizonte e.V.

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